Dr. Marc Serafin
Dr. Marc Serafin

ist Sozialwissenschaftler und leitet das Jugendamt der Stadt Sankt Augustin. Er ist Lehrbeauftragter im Fach Methoden der Sozialen Arbeit am Standort Köln des Fachbereichs Sozialwesen der Kath. Hochschule NRW, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des BMFSFJ-Projektes „Streit und Trennung meistern“ sowie Autor zahlreicher Fachartikel.

Abstract

Welche professionelle Unterstützung benötigen betroffene Familien?

Verhalten sich Eltern nach einer Trennung weiterhin bindungsfürsorglich für ihre Kinder und gelingt es ihnen als getrennte Eltern eine kooperative Trennungseltern-Partnerschaft zu praktizieren, dann tritt Kontaktabbruch und emotionale Entfremdung zwischen den Kindern und einem ihrer Eltern, ohne dass ein objektivierbarer Grund dafür erkennbar wäre, nicht auf. Das Thema Eltern-Kind-Entfremdung im Zusammenhang elterlicher Trennungen hat insofern zentral mit dem Verhalten der Eltern und der sich daraus ergebenden Beziehungsdynamik in der Familie zu tun.

Kontaktverlust und Entfremdung sind ein prozesshaftes Geschehen. Folgende Aspekte greifen dabei häufig ineinander: Der Kontakt zum Kind und die Bindung zwischen Kind und Eltern wird nicht ausreichend gefördert oder sogar behindert. Das Kind wird durch die feindlich agierenden Eltern einem hochbelastenden Spannungsfeld und Loyalitätsdruck ausgesetzt, von dem es sich durch die emotionale Abwendung von einem seiner Eltern zu entlasten versucht (induzierte Entfremdung). Es macht im Trennungsgeschehen verstörende Erfahrungen im Kontakt mit der abgelehnten Elternperson, worauf es dieser gegenüber mit Rückzug regiert (reaktive Entfremdung).

Damit ist schon skizziert, welche Hilfe betroffene Kinder, Eltern und Familien benötigen. Die professionelle Hilfe muss sich auf den Abbau des belastenden Interaktionsverhaltens der Eltern sowie auf den Bindungserhalt zwischen dem Kind und seinen Eltern richten.

Zu den Elementen der Intervention gehört die Verpflichtung der Eltern zur Teilnahme an psychologischer Beratung, die schnelle Festlegung bindungserhaltender Kontaktregelungen, die Minderung von situativem Stress, psychologischer Beistand für die Kinder sowie praktische Unterstützung bei der Wiederherstellung von abgebrochenem Kontakt als miteinander verknüpfte Maßnahmen. Dabei sind altersbezogene und auf das Stadium der Entfremdung bezogene Faktoren zu berücksichtigen.

Für eine erfolgreiche Umsetzung braucht es das koordinierte interdisziplinäre Zusammenwirken von Jugendamt, Familienberatung und Familiengericht. Den Fachkräften im Jugendamt kommt dabei die Aufgabe der zusammenführenden Steuerung des Hilfeprozesses zu.

Eine Veranstaltung von
ELTERN BLEIBEN – Bündnis von Müttern und Vätern, Väteraufbruch für Kinder Kreisverein Köln

in Kooperation mit
Bundesinitiative Großeltern

gefördert durch
Neustart Miteinander